Stay@Home – Treat@Home Ein Versorgungsmodell der Zukunft

Die Zahl der ambulant gepflegten Menschen wächst stetig. Derzeit werden rund vier von fünf Pflegebedürftigen in Deutschland zu Hause versorgt. Tritt ein akuter Behandlungsbedarf auf, führt dieser häufig zu einer Notfallaufnahme bzw. Krankenhauseinweisung. Dies wäre in vielen Fällen vermeidbar, wenn gesundheitliche Veränderungen der Pflegebedürftigen frühzeitig erkannt, kommuniziert und ggf. direkt eine medizinische bzw. pflegerische Einschätzung und Behandlung eingeleitet würde.
Um die Gesundheit der Betroffenen zu fördern und Krankenhausaufnahmen zu reduzieren, wird in Berlin derzeit ein telemedizinisches Netzwerk, bestehend aus medizinisch und pflegerisch versorgenden und teils mobilen Akteurinnen und Akteuren, etabliert.
Die Grundlage bildet ein digitales interaktives Gesundheitstagebuch, kurz: DiG, das gesundheits- und versorgungsrelevante Informationen enthält, die von Ärzt:innen, aber auch Patient:innen und ihren Angehörigen sowie anderen Leistungserbringern eingesehen und ergänzt werden können. Die Aktualisierung erfolgt über eine niedrigschwellig und einfach zu bedienende webbasierte Anwendung. So werden Informationen besser weitergegeben – insbesondere die Hausärzt:innen sollen auf dieser Basis schnell eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes erkennen und den Behandlungsaufwand reduzieren können.
Im akuten Behandlungsfall besteht für Hausärzt:innen die Möglichkeit, auf andere versorgende Fachdisziplinen bzw. Institutionen wie den Ärztlichen Bereitschaftsdienst der KV Berlin, die Hilfsorganisationen Malteser und Johanniter und die Zentrale Notaufnahme der Charité am Campus Benjamin Franklin mit einer telemedizinischen Anbindung auszuweiten.
Wenn die zuständige Hausärztin oder der zuständige Hausarzt nicht dienstbereit ist, können sich die Pflegebedürftigen, alternativ die Angehörigen oder Nachbarschaftshelfer, beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst der KV Berlin melden. Über eine speziell eingerichtete Sondernummer und Kennung können die Pflegebedürftigen dann als Teilnehmende der Versorgungsstudie identifiziert werden. Nachdem ein akuter lebensbedrohlicher Zustand ausgeschlossen wurde, werden die Anrufenden direkt den diensthabenden Beratungsärzt:innen zugeteilt, damit keine unzumutbaren Wartezeiten entstehen. Die Beratungsärzt:innen entscheiden dann über die erforderliche Interventionsebene.
Förderung
Das Projekt wird mit insgesamt ca. neun Millionen Euro im Rahmen des G-BA Innovationsfonds gefördert.
Laufzeit
Projektbeginn war Oktober 2022. Es wird bis September 2026 wissenschaftlich begleitet.
Kooperationspartner
Die Konsortialführung des Projekts hat die Charité – Universitätsmedizin Berlin. Partner sind neben der Leitstelle des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes der KV Berlin unter anderem die Johanniter-Unfall-Hilfe und der Malteser Hilfsdienst. Das Zi ist evaluierende Einrichtung.
Weitere Informationen unter www.sth-berlin.org
Das Projekt im Überblick
- Etablierung eines telemedizinischen Netzwerks aus medizinisch und pflegerisch versorgenden Akteur:innen
- Grundlage ist ein digitales interaktives Gesundheitstagebuch (DiG), das alle gesundheits- und versorgungsrelevanten Informationen enthält
- Ziel ist die Reduzierung ungeplanter Krankenhausaufnahmen und Steigerung der Lebensqualität und Gesundheit der Betroffenen